hast du schon einmal inne gehalten und darüber nachgedacht, wie du mit dir selbst sprichst, wenn du eine schwierige Zeit durchlebst? Stell dir vor, eine Person, die dir sehr nahesteht, sucht Rat bei dir. Würdest du sie verurteilen, wenn sie einen Fehler gemacht hat oder ihr Mitgefühl schenken?
Bei anderen Personen fällt es uns so leicht, mitfühlend zu sein. Wir selbst sind hingegen meist unsere größten Kritiker. Das hat weitreichende negative Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Deshalb möchte ich heute mit dir über das Konzept des Selbstmitgefühls von Dr. Kristin Neff sprechen, bei dem es darum geht, sich selbst genauso warmherzig zu behandeln wie eine nahestehende Person.
Möchtest du dir selbst neu begegnen? Dann lasse mich dich durch diese Zeilen auf eine Reise zu mehr Selbstmitgefühl und innere Harmonie begleiten…
Was ist das Konzept des Selbstmitgefühls nach Dr. Kristin Neff?
Selbstmitgefühl ist die Fähigkeit, sich selbst mit Freundlichkeit, Wärme und Mitgefühl zu begegnen. Das Gefühl der inneren Harmonie und Ausgeglichenheit stellt die Basis für unsere ganzheitliche Gesundheit dar. Das Implementieren von Selbstmitgefühl in dein Leben kann zu einem höheren Selbstwertgefühl und zu einem verbesserten psychischen Wohlbefinden führen.
Das Konzept des Selbstmitgefühls von Dr. Kristin Neff umfasst dabei drei wichtige Komponenten, nämlich Selbstfreundlichkeit, gemeinsame Menschlichkeit und Achtsamkeit.
🟣 Selbstfreundlichkeit
Selbstfreundlichkeit bedeutet, sich selbst mit Geduld und Verständnis zu behandeln. Dadurch wird die Beziehung zu sich selbst gestärkt und man lernt, sich weniger zu verurteilen. Wenn du eine gute Beziehung mit dir selbst führst, kannst du auch liebevolle Beziehungen mit anderen führen.
🔢 Praktischer Tipp:
Wenn du dich ertappst, während du in deinem Kopf negativ mit dir selbst sprichst, zähle von 5-1 hinunter und spreche dann bewusst freundlich und mitfühlend mit dir.
🔴 Gemeinsame Menschlichkeit
Beim Selbstmitgefühl wird anerkannt, dass das Scheitern Teil des Lebens ist und zur gemeinsamen menschlichen Erfahrung gehört. Jeder Mensch durchlebt Krisen und Herausforderungen im Laufe seines Lebens. Wenn du das verstanden hast, kannst du dich in Zukunft weniger isoliert und allein damit fühlen.
👁️ Praktischer Tipp:
Wenn du einen Fehler machst, versuche dir Menschen, die dir nahestehen und auch deine Vorbilder vor deinem inneren Auge erscheinen zu lassen. Welche Fehler haben auch diese Personen bereits gemacht und was konnten sie daraus lernen?
🟡 Achtsamkeit
Achtsamkeit beinhaltet das bewusste Anerkennen der eigenen Gefühle und Gedanken. Durch Achtsamkeit verschafft man sich ein Bewusstsein über sich selbst und lernt, die eigene Innenwelt offen anzunehmen, anstatt sich von ihr überwältigen zu lassen. Diese bewusste Präsenz hilft, dir selbst klarer und mitfühlender zu begegnen.
🧘🏽♀️ Praktischer Tipp:
Wenn dich das nächste Mal eine Emotion überrollt, atme tief ein, fühle sie und urteile nicht. Lasse die Emotion zu und fühle deine Präsenz.
Warum ist Selbstmitgefühl wichtig?
Durch Selbstmitgefühl erleben wir weniger Angst und Stress. Studien zeigen außerdem, dass Selbstmitgefühl helfen kann, Depressionen zu reduzieren und die innere Harmonie zu fördern. Im Gegensatz dazu haben Menschen, die sich selbst selten oder nie mit Mitgefühl begegnen, oft eine geringere Resilienz und Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen.
3 praktische Übungen zum Nachmachen:
1. Selbstmitgefühls-Skala
Führe diese Übung für mehr innere Harmonie und Selbstmitgefühl durch.
- Nimm dir ein Blatt Papier und einen Stift, male eine vertikale Linie und markiere sie von 0-10.
- Reflektiere über eine Situation, die dir vor kurzem passiert ist und die dir negativ in Erinnerung geblieben ist.
- Bewerte dein Selbstmitgefühl. Überlege, wie du in dieser Situation mit dir selbst umgegangen bist. Wo würdest du auf der Skala von 0-10 dein Selbstmitgefühl eintragen, wobei 0 für „kein Selbstmitgefühl“ und 10 für „sehr hohes Selbstmitgefühl“ steht.
- Reflektiere, warum du in dieser Situation so mit dir umgegangen bist. Welche positiven/negativen Glaubenssätze könnten dazu geführt haben.
- Überlege dir jetzt, wie du in Zukunft anders reagieren möchtest. Vielleicht hast du schon eine konkrete Idee, die du dir aufschreiben könntest.
2. Brief an dich selbst
Schreibe einen Brief an dich selbst und gehe dabei gedanklich zurück in die Vergangenheit, zu einer Situation, in der du dich selbst stark kritisiert hast. Visualisiere diese Situation noch einmal und erlaube dir, sie umzuschreiben. Formuliere nun einen liebevollen, mitfühlenden Brief an dein damaliges Ich, indem du die Kritik in Mitgefühl verwandelst und dir selbst die Wertschätzung und Vergebung schenkst, die du in diesem Moment verdient hättest. Nutze diese Übung, um Frieden mit dir selbst zu schließen und neue Stärke aus dieser Erfahrung zu schöpfen.
3. Umarmungsübung
Wenn du bemerkst, dass du dich in einer Situation befindest, in der du dich kritisierst, setze dich gemütlich hin und schließe deine Augen. Stelle dir nun eine Person vor, die dir nahesteht. Sie spricht dir wohlwollend zu und umarmt dich liebevoll und mitfühlend. Wenn du möchtest, kannst du dich dabei auch selbst umarmen. Öffne dann langsam wieder deine Augen und fühle nach.